Wohlgelitten in Wohlgelegen (2004)
Zu Hause sitzen, in der Küche, am Fenster. Bis man es nicht aushält. Bis einem einfällt, dass man noch verabredet ist. Bis man sich, weil man es nicht mehr aushält, noch verabredet glaubt. Also raus und los.
Premiere 6. Oktober 04, Fabriktheater Rote Fabrik, Zürich
Koproduktion Fabriktheater Rote Fabrik Zürich
Mit Tina Beyeler, Markus Gerber (hochdeutsche Fassung), David Imhoof (schweizerdeutsche Fassung), Sebastian Krähenbühl Text Andri Beyeler Choreographie Tina Beyeler Regie Sebastian Krähenbühl Musik Frank Gerber Auge von aussen Petra Fischer Licht Regina Meier Ausstattung Kumpane Produktionsleitung Yvonne Nünlist
Mit Unterstützung von Stadt und Kanton Schaffhausen, Stadt Zürich, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Stiftung zur Förderung der Darbietenden Künste, Schaffhauser Kantonalbank, Cilag AG, Georg Fischer AG
Drei Personen, zwei Männer und eine Frau, erzählen unabhängig voneinander von einem Abend, den sie in einer Kneipe verbracht haben. DIE EINE ist Kellnerin, für sie ist die Kneipe Arbeitsort, hier regiert sie, sie steht im Mittelpunkt, alle wollen etwas von ihr. DER ANDERE gibt vor, in der Kneipe mit seiner Traumfrau verabredet zu sein. Ein Ritual der Selbsttäuschung, das sich Abend für Abend wiederholt, ein Stammgast. ER dagegen kommt erst heut Abend in die Stadt und zufällig in die Kneipe. Je weiter der Abend vorrückt, desto klarer wird, dass alle drei von ein und demselben Abend erzählen. Und immer verständlicher wird auch, warum sie gerade von diesem erzählen. Wahrlich, kein Abend wie jeder andere…
Neue Zuger Zeitung, 05.12.2005
„«Wohlgelitten in Wohlgelegen», ein Tanztheater der Company Kumpane, bildete als abendfüllendes Stück den gelungenen Abschluss des Abends. […] Im Gegensatz zu den beiden ersten Tanzstücken instrumentalisiert Beyeler die Bewegung hier über weite Strecken, jedoch auf so kunstvolle Weise, dass sich der Tanz organisch ins Theatergeschehen fügt, wobei die verfremdeten Körper stets aufs Neue faszinieren […] (Isabell Steinböck).”
Thurgauer Zeitung, 12.11.2005
„Das ganz Einfache eines Abends in der Kneipe holen die Kumpane auf die Bühne. Mit unvollständigen, aber perfekten Sätzen, präzisen Bewegungsabläufen und lockeren bis beklemmenden Tanzeinlagen. […] Zwei Männer, eine Frau und zwei Stühle nichts sonst ist auf der Bühne. Schwarz dezent die Beleuchtung – nichts sonst. Und doch entstehen Bilder von seltener Intensität. […] Aber auch eine Prise Humor hat Platz – eben so, wie das Leben ist. Da ist nicht «nichts» auf der Bühne, sondern das ganze Leben, Einsamkeit und Leidenschaft (Ruth Rechsteiner).“
Tages-Anzeiger, 01.09.2005
„Das raffinierte Verweben von Text, Tanz und Schauspiel ist eine Spezialität der Kompanie Kumpane. Dass sich sprechende Tänzer und tanzende Schauspieler auf unvertrautem, unsicherem Gelände bewegen, ist den jungen Darstellern durchaus bewusst. Daher gelingt es ihnen auch, allfällige Unbeholfenheit und Absturzgefahr geschickt in den Dienst des Themas zu stellen. Stolpern, Zu-Boden-Fallen und Sich-ineinander-Verstricken werden zu wesentlichen Bewegungselementen der in der Gesellschaft nur unsicher verankerten Figuren. […] Die für die Choreografie verantwortliche Tänzerin Tina Beyeler und die Schauspieler David Imhoof und Sebastian Krähenbühl agieren mit gutem Timing und überzeugender Bühnenpräsenz. Ihr Tanztheater fasziniert nicht zuletzt auch deshalb, weil darin nicht nur zwischen den Figuren, die rivalisierend und flirtend aneinander geraten, Reibung entsteht, sondern auch zwischen Text und Körpersprache. Worte und Gesten stehen hier oft nicht im Einklang, sondern streben in irritierender Widersprüchlichkeit auseinander (Agathe Blaser).“
Basellandschaftliche Zeitung, 30.04.2005
„Das in der Roten Fabrik in Zürich uraufgeführte Stück „Wohlgelitten in Wohlgelegen“, das nun im Rahmen der TanzTage Basel 05 gezeigt wurde, zeichnet sich nicht nur durch Wortakrobatik und Bewegungsvirtuosität aus, sondern wiederum durch eine Bühnenumsetzung, die mit einfachsten Mitteln operierend gleichsam eine eindringliche Wirkung erzielt: gesetzt wird auf die Macht der Sprache und Präsenz der Körper. […] Geschickt wird die Perspektive jeder Figur dargestellt, werden dieselben Szenen aus der Sicht des Anderen wiederholt jagt die Sprache die Gefühle und fängt sie in einer chiastischen Struktur wieder ein. So wie die Sprache die einsamen Innenleben in Aufruhr spiegelt, so zeugen die virtuos und mit bedingungslosem Körpereinsatz in Szene gesetzten Bewegungen ebenfalls von Chaos und Einsamkeit: die Körper krachen zu Boden, rappeln sich wieder hoch, stolpern über das nächste Hindernis, werden vielleicht einmal in einer zärtlichen Umarmung aufgefangen, um umgehend in die nächste Falle zu trampeln, die garantiert für den nächsten unsanften Fall sorgen wird (Jana Ulmann).“
Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2004
„Es krachen die Knochen, wenn sie der Länge nach hinfallen; es kratzt im Hals, wenn sie ihre schweizerdeutschen Spiegelsätze aufsagen. […] Das Stück „Wohlgelitten in Wohlgelegen“ der Tanztheaterkompanie Kumpane hatte am Mittwoch in der Roten Fabrik Premiere; es erzählt auf alles andere als banale Weise die einfache Episode von drei Gestalten, die sich selber im Alltag verloren gegangen sind. Dabei verbindet es Text, Tanz und Spiel zu einem spannungsvollen Tanzgedicht, einem bewegenden physischen Wortspiel. […] Nicht oft bekommt man ein derart subtil gewobenes Tanz-Text-Theater serviert, das die Möglichkeiten der Ausdrucksformen je so selbstbewusst wagemutig ausschöpft und verbindet, dass die Bewegungsphrasen und die Wortfetzen einem krachend und kratzend um die Ohren fliegen (Christina Thurner).“
Fotos by Christian Glaus
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