Souviens Preview (2003)
Ein Paar, Sie und Er, bei sich zu Hause – vermeintlich private Probleme, da wo sie vermeintlich hingehören, im privaten Raum. Hier wird gekonnt aneinander vorbei gelebt, bis man mal wieder aufeinander prallt, sei dies bei einer gemeinsamen Erinnerung an eine gemeinsame Zugfahrt, oder sei es auch nur, weil jedermann und jedefrau sich seine Vorstellungen macht, wie die perfekte Paarbeziehung sein sollte und in diese Vorstellung die zweite Person selbstredend mit einbezieht.
Premiere 20. März 2003, Theater Roxy, Birsfelden, im Rahmen der Carte Blanche
Von und mit Tina Beyeler, Matthias Lehmann Text Andri Beyeler Technik Regina Meier
Die Produktion «souviens preview» war die erste Arbeit von Kumpane und somit der erste Versuch, das selbst gegebene Motto «Kein Tanz ohne Theater, kein Theater ohne Text, kein Text ohne Tanz» praktisch zu erproben.
«souviens preview» ging der Produktion je ne m’en souviens plus (mais ce n’est pas vrai) voraus. Dabei handelt es sich allerdings nicht lediglich um eine Skizze, die danach ausgearbeitet wurde, sondern vielmehr um eine eigenständige Auseinandersetzung mit demselben Thema, mit denselben Fragestellungen sowie um einen eigenständigen Zugriff darauf. Dementsprechend unterscheidet sich «souviens preview» von «je ne m’en souviens plus (mais ce n’est pas vrai)» in mehrfacher Hinsicht: Inhaltlich liegt der Fokus darauf, ein gesellschaftliches Problem, das gern unter den privaten Tisch gewischt wird, offen zu legen. Dies äussert sich etwa darin, dass der Bühnenraum zwar als Küche – und somit als privater Raum – angelegt ist, diese aber über Spiel und Text gewissermassen aufgerissen und gesprengt wird. Die Arbeitsweise zeichnet sich dadurch aus, dass die Choreographin und der Regisseur zugleich auch die beiden Agierenden auf der Bühne sind. Schliesslich wird auch nur mit einem gewissen Teil des Textmaterials von «je ne m’en souviens plus (mais ce n’est pas vrai)» gearbeitet.
Tagesanzeiger, 26.4.2003
„Um keine Ausdrucksform verlegen und bereits hoffnungslos ineinander verkeilt ist das Paar von «Souivens Preview», der überraschendsten Produktion des Abends. […] Der zerbrechliche und zugleich schlagkräftige Tanz (Tina Beyeler), das rhythmisierte Schauspiel (Matthias Lehmann) und der rapartige Mundarttext (Andri Beyeler) liefern sich einen derart riskanten und präzis abgemischten Schlagabtausch, dass die Handgreiflichkeiten und Leerläufe einer entgleisten Beziehung tatsächlich in ihrer widersprüchlichen Verstrickung zum Ausdruck kommen (Monika Burri).“
Neue Zürcher Zeitung, 26.4.2003
„«Souviens Preview» von Kumpane schliesslich kontrastiert Tanz mit Text, Präsenz mit Erinnerung. In Textfragmenten erinnert sich ein Paar an eine triste Zugfahrt, am Küchentisch führen sie das Kräftemessen weiter. Komik verbirgt nur manchmal die latente Brutalität, die immer wieder offen aufbricht und zeigt, dass das Spiel von Anfang an ernst war. Eine kraftvolle und präzise Choreographie, von Tina Beyeler beeindruckend getanzt (Felizitas Ammann).“
Schaffhauser Nachrichten, 26.3.2003
„«Souviens Preview» erzählt von der Beziehung eines Paares, von Gewalt, Liebe, den kleinen und großen Alltagsmarotten des Partners und einem gegenseitigen sich ignorieren. Mit akzentuierten Bewegungen verbildlichten die beiden abwechslungsweise Kampf und Liebe, ein sich halten und gleich darauf wieder ein grobes einander wegstoßen. In witzigen, von Andri Beyeler geschickt arrangierten Monologen verrät ein Paar mit expressiver, lebensnaher Sprache seine Gedanken. […] Nicht nur der faszinierende, puzzleartige Handlungsstrang, auch die schauspielerische und tänzerische Leistung von Tina Beyeler und Matthias Lehmann ließen keinen Zweifel daran, dass Profis mit Sinn für subtile Komik und Realitätsnähe am Werk waren (Nina Siegrist).“
Basler Zeitung, 22.3.2003
„Ein Paar kämpft am Wohnzimmertisch gegen den Beziehungstrott an. Sie entzieht sich unter dem Kopfhörer, er hält sich an der Kaffeetasse fest. «Und würdsch mi etz froge, we s mr goht” – der Satz aus der etwas braven Textschicht weckt Erinnerungen an eine beziehungsmässig trostlose Zugfahrt. Erinnerung und Momenterlebnis stürzen ineinander. Überzeugend vor allem im starken und zugleich fragilen Tanz von Tina Beyeler, der scharfkantig und vehement körperlich das Konzeptuelle überstrahlt. Wenn bei allen Stürzen und Schleudertraumen die Gelenke halten, ist die 25-jährige Schaffhauserin Tina Beyeler auf dem Sprung zu einer bemerkenswerten Karriere (Martina Wohlthat).“
Basellandschaftliche Zeitung, 22.3.2003
„«Und würdsch mi etz froge we s mr goht» ist eine der zentralen Textstellen (Text: Andri Beyeler). Aber es kommt nicht zur Begegnung der beiden Figuren, und wenn sie sich treffen, dann nur, um kurz darauf auf brutalste Weise wieder auseinander zu gehen. Dazu demonstriert die wendige Tänzerin Tina Beyeler die Kunst des Fallens: Unzählige Male lässt sie sich selbst zu Boden fallen oder wird vom Schauspieler und Regisseur Matthias Lehmann mit Wucht hingeworfen. […] Die Mischung der verschiedenen Bühnensprachen gelingt dem kreativen Bühnenteam immer wieder, indem sie sich ergänzen und kontrastieren (Ursula Haas).“
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